Konsequent sein
In einer Welt, in der die Fleischburger einzeln verpackt über den Ladentisch gehen und den Kindern Wurst in Form von lustigen Gesichtern angeboten wird, geht der Bezug zum Tier und damit zum Ursprung vieler Nahrungsmittel mehr und mehr verloren. Durch die Anonymität der Produkte und die Unkenntlichmachung ihres Ursprungs gibt es kaum mehr eine Beziehung zu den Tieren, die in unserer Gesellschaft als "Nutztiere" gehalten werden.
Was der Mensch den Tieren alles zumutet:
- Drastische Verkürzung der natürlichen Lebensspanne durch gewaltsame Tötung
- Grausame Tötungsmethoden
- Körperliche Verstümmelung
- Qualzucht - ohne Rücksicht auf das Wohlbefinden der Tiere
- Verhinderung des Auslebens natürlicher Instinkte
- Qualvolle Haltung in viel zu kleinen, unbequemen Käfigen und Ställen
- Erzwingen unnatürlicher Verhaltensweisen
- Transporte, auch über längere Strecken, unter häufig völlig ungenügenden Transportbedingungen
Leben und Sterben sogenannter "Nutztiere"
"Nutztiere hält der Mensch, um sie zu "nutzen'". Und diese "Nutzung'" erfolgt fast ausschließlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Damit möglichst viel Gewinn abfällt, soll die industrielle "Fleischproduktion" nur wenig Kosten verursachen. Die Tiere werden nicht als Lebewesen, sondern als Produktionseinheiten gesehen und entsprechend behandelt.
Die Gesetze der Martkwirtschaft führen zu einer Ausbeutung der Tiere, auf deren Leid zwar immer wieder aufmerksam gemacht wird, an deren Schicksal sich aber solange nichts Wesentliches ändert, wie nicht möglichst viele VerbraucherInnen durch ihr Konsumverhalten das Prinzip von Angebot und Nachfrage zugunsten der Tiere verschieben: Wo kein Fleisch gekauft wird, wird auch keines mehr "produziert".
Lebenserwartung der Tiere
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natürliche Lebenserwartung |
Nutztier Lebenserwartung |
Legehenne weiblich |
20 Jahre |
1,5 Jahre |
Küken männlich |
20 Jahre |
einige Minuten bis Stunden |
Masthuhn |
20 Jahre |
5 - 6 Wochen |
Fleischrind |
30 Jahre |
0 - 2 Jahre |
Milchkuh |
30 Jahre |
4 - 5 Jahre |
Schaf |
20 Jahre |
höchstens 6 Monate |
Truthahn |
15 Jahre |
2 - 3 Monate |
Gans |
30 - 40 Jahre |
einige Monate |
Kaninchen |
10 Jahre |
10 - 12 Wochen |
Milch- und Fleischkühe
Viele "Milchkühe" fristen ihr Leben in Ställen, ohne je eine Weide oder das Sonnenlicht zu sehen. Die Ställe sind mit einer geringen Einstreu oder mit Spaltenböden versehen. Zweimal täglich werden die Kühe mit Melkmaschinen gemolken. Milch gibt eine Kuh jedoch nur, wenn sie ein Kalb geboren hat. Sie wird jedes Jahr neu "gedeckt", damit der Milchfluss nicht versiegt.
Die Kälbchen werden meist kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt und bekommen anstatt der Muttermilch eine minderwertige, zuckerhaltige Ersatznahrung (Milchaustauscher).
Auch für "Fleischrinder" ist der Auslauf auf der Weide bei konventioneller Haltung nicht vorgeschrieben und wird in vielen Betrieben auch nicht praktiziert. Dort leben die Rinder oft ohne Einstreu auf Betonspaltenböden, teilweise in Anbindehaltung. Als Stallfläche gilt z. B. bei Tieren bis 150 kg ein Richtwert von lediglich mind. 1,5 m² - weniger ald ein übliches Bett!
Um der Verletzungsgefahr vorzubeugen, werden die Tiere enthornt - durch Verätzen, Zerstören der Hornanlage mit einem Brennkolben oder Ausstanzen der Hornknospe mit einem Enthorner. Diese Prozedur ist für die Tiere äußerst schmerzhaft, weil das Horn durchblutet ist und viele Nerven enthält. Eine Betäubung ist erst ab der 6. Lebenswoche vorgeschrieben.
Vor der Schlachtung werden Rinder üblicherweise mit Hilfe eines Bolzenschussapparates, der dem Schädel der Rinder ein tiefes Loch zufügt und in das Gehirn eindringt, betäubt. Der Tod tritt erst Minuten danach durch ein mit einem Messer hervorgerufenes Verbluten ein. Nicht immer sind alle Tiere bei dem Schnitt in die Halsschlagader vollständig betäubt.
Schweine
Schweine laufen gerne umher, suhlen sich und stöbern mit der Nase im Boden. In fast allen Fällen der "Nutztierhaltung" können sie ihre natürlichen Bedürfnisse nicht im geringsten ausleben.
Sie werden meist in großen Mastanlagen gehalten. Die Ställe sind in einzelne Buchten aufgeteilt, die sich manchmal zehn, oft aber auch bis zu 60 Tiere teilen müssen. Muttersauen werden in speziellen Abferkelbuchten einzeln in Gestelle gepfercht, in denen sie sich nicht umdrehen können, damit in der unnatürlichen Enge nicht die eigenen Ferkel erdrücken. In größeren Betrieben ist die Haltung auf Spaltenböden üblich. Da die Tiere durch die Haltungsbedingungen an Langeweile leiden und sich dabei gegenseitig verletzen, schneidet man ihnen die Schwänze ab (man kupiert sie). Die Eberferkel werden schon in den ersten Lebenstagen kastriert. Beide Eingriffe geschehen im Normalfall bei vollem Bewußtsein. Besonders die Kastration ist für die Schweine extrem schmerzhaft - die Tiere schreien, und manchmal übergeben sie sich auch. Durch den Bewegungsmangel in der Enge der Ställe erleiden die Schweine vielerlei Krankheiten, von Kreislaufschwäche bis zu Gelenkschäden.
Extrem schlechte Haltungsbedingungen sind keine Seltenheit: Immer wieder werden Fälle aufgedeckt, in denen die Schweine in ihrem eigenen Kot leben, in denen verletzte oder kranke Tiere nicht tierärztlich versorgt werden und tote Tiere über längere Zeiträume nicht aus dem Stall entfernt werden.
Mastschweine werden im Alter von fünf Monaten getötet - auf einem Gnadenhof leben sie ungefähr 40 mal so lange. Die Betäubung geschieht entweder durch Elektroschock oder durch Begasung mit Kohlendioxid. Diese besonders tierquälerische Methode wird von vielen Tierärzten abgelehnt. Anschließend wird den Tieren die Halsschlagader aufgeschnitten, wodurch sie in einem mehrere Minuten dauernden Prozess verbluten.
Kaninchen
Die moderen "Intensivhaltung" von Kaninchen findet, wie bei Legehennen, in Käfigen statt, die den Tieren extrem wenig Platz bieten - und das 24 Stunden am Tag! In vielen Fällen können sie sich kaum bewegen und schon gar nicht hoppeln, laufen oder graben.
Oft sind die Käfige so niedrig, dass ihre Ohren ständig an die Decke stoßen und sie sich nicht aufrichten können. Unter ihren hochempfindlichen Läufen befindet sich in der Regel Gitterboden. Für die Haltung von Kaninchen gibt es heute keine rechtlich verbindlichen Regelungen (außer den allgemeinen unzureichenden Bestimmungen des Tierschutzgesetzes).
Geflügel
Wenn sie die Möglichkeit haben, verbringen Vögel einen Großteil des Tages mit Futtersuche, Scharren und Picken. Diese natürlichen Verhaltensweisen können Hühner, die als "Nutztiere" gehalten werden, in den üblichen Haltungsformen so gut wie nie ausleben. Besonders drastisch ist die Hennenhaltung in sogenannten Legebatterien. Mehrere Hennen werden zusammen in Käfige gepfercht, die über- und nebeneinander in großen, meist fensterlosen Hallen stehen. Der jedem Tier zur Verfügung stehende Platz entspricht in der seit 2009 entstandenen Volierenhaltung etwas mehr als 1 DIN-A-4-Blatt. In einer Voliere werden bis zu 60 Hühner gehalten. Durch die Enge neigen die Tiere zu Aggressivität und anderem Fehlverhalten. Dementsprechend ist der Zustand der Tiere: viele haben Verletzungen am ganzen Körper, ihr Federkleid ist nur noch stellenweise vorhanden. Üblicherweise wird durch künstliche Beleuchtung ein unnatürlicher Tag/Nacht-Rhythmus simuliert, der bei den Hennen zu höheren Legeleistungen führt.
Auch bei der Bodenhaltung geht es den Tieren nicht viel besser. Sie leben in meist hoher Besatzdichte auf den Böden großer Hallen.
Ein besonders schlimmes Schicksal ereilt die männlichen Küken in der Legehennenzucht. Da sie für die Eierproduktion unbrauchbar sind, werden sie unmittelbar nach dem Schlüpfen aussortiert und erstickt, vergast oder zermust.
Legehennen enden mit ca. 1 1/2 Jahren, sobald ihre Legeleistung nachlässt, als Suppenhühner.
Masthühner dagegen werden auf eine möglichst schnelle und möglichst starke Gewichtszunahme hin gezüchtet. Die Tiere nehmen dabei oft so schnell an Körpergewicht zu, dass schon nach kurzer Zeit die Beine die Last des Körpers nicht mehr tragen können und die Tiere kaum noch imstande sind, sich von der Stelle zu bewegen. Die Folge dieser "Qualzucht" sind außerdem Knochenbrüche, Gelenkentzündungen und Kreislaufprobleme. Masthühner und anderes "Geflügel" werden häufig in großer Zahl auf dem Boden fensterloser Hallen gehalten und im Alter von ca. vier bis sieben Wochen geschlachtet.
Bei der Schlachtung werden die Tiere z. B. durch einen Stromstoß im Wasserbad betäubt. Zunehmend kommt auch hier Kohlendioxid zum Einsatz. Anschließend wird ihnen vollautomatisch von rotierenden Messern fließbandartig die Kehle durchgeschnitten. Bei anderem Geflügel wie Enten, Gänsen, Puten usw. ist die Haltungsproblematik ähnlich wie bei den Hühnern. Wassergeflügel lebt im/am Wasser, dies wird in der konventionellen Haltung natürlich nicht geboten.
Besonders grausam ist die Herstellung von Gänseleberpastete, bei der den Gänsen während der Mast mit Trichtern und Schläuchen Nahrungsbrei gewaltsam in unverträglichen Mengen in den Magen gepumpt wird - eine Methode, die in Deutschland verboten ist. Die Einfuhr und der Verkauf der Produkte sind aber erlaubt!
Fische
Auch Fische werden für die spätere Schlachtung in Gefangenschaft gezüchtet. Hier treten ähnliche Probleme auf wie bei den og. anderen "Nutztieren".
BIO
In der ökologischen Landwirtschaft sind die Haltungsbedingungen insgesamt besser. Die Tiere haben mehr Platz zur Verfügung, ihnen werden Ruhezonen zugestanden, bestimmte in der konventionellen Haltung übliche Haltungsformen (z. B. Legebatterie) sind verboten. Das Futter ist gesünder, die Tiere werden tierärztlich anders versorgt und haben mehr Zeit zum Wachsen.
Jedoch sind die Anforderungen je nach Verband unterschiedlich. So ist der Demeter-Verband z. B. der einzige, der die Enthornung der Rinder verbietet; dafür dürfen die Tiere wiederum hier auf Spaltenböden stehen. Die Ferkelkastration ohne Betäubung findet auch in Bio-Betrieben statt, und es gibt dort ebenfalls Betriebe mit sehr vielen Tieren. Kommt es zu einem Seuchenausbruch, werden massenhaft Tiere vorsorglich getötet.
Trotz insgesamt besserer Haltungsbedingungen sind Bio-Betriebe ebenfalls einem wirtschaftlichen Wettbewerb unterworfen. Sich unter Biohaltung eine Idylle für die gehaltenen Nutztiere vorzustellen, wäre sicher eine Illusion.
Warum Tierschutz? Warum Tierrechte?
In Deutschland ist es gesellschaftlich anerkannt, Tiere vor besonderer tierquälerischer Haltung zu bewahren. Das deutsche Tierschutzgesetz klingt auf dem Papier schon ganz schön fortschrittlich, in der Praxis gestattet es aber von weiten Teilen der Bevölkerung nicht gewollte Zustände. Viele Menschen engagieren sich für den Tierschutz, der aber die Haltung von Nutztieren zur Produktion von Fleisch und anderen Tierprodukten nicht grundsätzlich in Frage stellt, sondern nur die schlimmsten Auswüchse kritisiert.
Das Konzept "Tierrechte" dagegen wendet sich grundsätzlich gegen jegliche Ausbeutung von Tieren. Es gesteht den Tieren grundlegende Rechte zu, insbesondere das unbedingte Recht auf Leben. Tieren soll kein Leid zugefügt werden. Daraus folgt das Bestreben, jede Ausbeutung von Tieren nach Möglichkeit zu verhindern, also auch die Tierhaltung zum Zweck der Nahrungsmittelproduktion. Schließlich ist es heutzutage sehr gut möglich, sich gesund und äußerst lecker fleischfrei oder sogar rein pflanzlich zu ernähren.
Vegetarisch leben heißt Leben retten
Statistisch gesehen isst jede/r Bundesbürger/in im Laufe des Lebens ca. 4 Rinder, 46 Schweine und 945 Hühner (Stat. Bundesministerium f. Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) - von anderen Tieren wie Schafen, Fischen, Rehen, Kaninchen, Puten, Gänsen, Enten usw. abgesehen. Menschen, die sich für den vegetarischen Lebensstil entscheiden, steigen aus dieser Statistik aus. Es geht ihnen nicht nur um die häufig inhumane Haltung von Tieren; es geht ihnen auch grundsätzlich ums Töten. Selbst in der augeklärtesten Gesellschaft mit optimaler Tierhaltung würden sie keine getöteten Tiere essen. Insofern stehen sie für das umfassende Tierrecht: das Recht auf eine unverkürzte, artgerechte Lebensspanne.
(www.vebu.de)
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